Ein Auto mieten? Das ist nichts Neues. Ein Auto teilen? Das ist dann doch etwas Neues. Carsharing (engl. für Auto teilen) hat in den 1990er Jahren in Deutschland und der Schweiz seinen Ursprung und verbreitet sich seitdem nach Nordamerika und Asien. Ab 2003 entstanden auch erste Angebote in Australien und Südamerika. Nun ist mittlerweile Carsharing in Wien angekommen.
Durch flexibles Carsharing schafft man einen niederschwelligen Zugang zu den Angeboten. Doch auch klassisches Carsharing prägt immer mehr das Stadtbild. Und privates Carsharing etabliert sich ebenfalls immer mehr. Doch wie funktionieren die drei Varianten, und wie unterscheiden sie sich in der Nutzung vom herkömmlichen Mietauto?
Zuvor ist noch zu erwähnen, dass gerade Elektroautos für Carsharing ein großes Potenzial aufweisen. Der Begriff E-Carsharing und Carsharing wird hier synonym verwendet. Ein zukünftiger Artikel wird sich speziell mit dem Thema E-Carsharing beschäftigen.
Carsharing vs. Mietauto
„Herr, kläre die Begriffe“, formulierte einst Konfuzius. Die Begriffsklärung ist auch hier notwendig, da Carsharing und Mietauto oft synonym verwendet werden. Gemeinsam haben sie, dass man sich jeweils ein Auto ausborgt. Doch es gibt klare Unterschiede. Diese lassen sich in den folgenden fünf Kategorien deutlich aufzeigen.
Carsharing ist nicht gleich Carsharing
Es lassen sich zwei Typen identifizieren: Das stationsgebundene und das stationsungebundene Carsharing. Bei der stationsgebundenen Variante unterscheidet man zwischen gewerblichen (klassischen) und privaten (Peer-to-peer oder P2P) Anbietern. Das ergibt in Summe drei Carsharing-Varianten, die der Praxis standhalten.
Stationsgebundenes Carsharing
Wenn ich mir ein Auto ausborge, bringe ich es wieder dort hin zurück, wo ich es mir abgeholt habe. So kann man diese Möglichkeit des Carsharings zusammenfassen.
1. Klassisches Carsharing in Wien
In Wien bietet das Unternehmen Zipcar Autos an fixen Standorten an. Diese sind von Floridsdorf bis Simmering und von Penzing bis Donaustadt verteilt. Noch ist Zipcar ein alleiniger gewerblicher Anbieter mit diesem Businessmodell.
Initiativen und Projekte für klassisches Carsharing
MO.Point wurde unter anderem von der Innovationsagentur Spirit Design initiiert. Das stationsgebundene Carsharing wird für ein Wohngebiet im 23. Bezirk (Perfektastraße) angeboten. Dabei können 115 Wohneinheiten sowie die umliegenden privaten und gewerblichen AnrainerInnen die Fahrzeuge teilen.
Die Initiative Elfride verleiht deren Mitgliedern einen Skoda Fabia Combi. Das Auto hat seinen Standort in einer Tiefgarage Nähe Westbahnhof & Urban-Loritz Platz.
Das Projekt Smarter Together wurde entwickelt, um in Zukunft klassische Carsharing-Angebote für ein Stadterneuerungsgebiet anzubieten. Insgesamt sollen 21.000 Menschen in Wien von „smarten“ Lösungen profitieren.
Mehrere Studien zeigen auf, dass klassisches – stationsgebundenes – Carsharing ein großes Potenzial zur Reduktion des allgemeinen Fahrzeugbestands aufweist. Es wird davon ausgegangen, dass am Land Zweit- und Drittautos ersetzt werden können. In der Stadt ermöglicht es ein Leben ohne privaten Autobesitz.
2. Privates Carsharing in Wien
Die Variante des privaten Carsharings (auch Peer-to-peer- oder P2P-Carsharing genannt) ermöglicht es Autobesitzern, ihre PKWs mit anderen Menschen zu teilen. Dazu stellen Anbieter wie carsharing 24/7 und drivy ihre Plattformen für die Wiener Autofahrer zur Verfügung.
Beim privaten Carsharing können Autos über mehrere Stunden bzw. Tage ausgeborgt werden. Während der Nutzung ist das ausgeborgte Auto über die Plattform bei einem Versicherungsträger versichert.
P2P-Carsharing bietet eine Autonutzung zu sehr günstigen Konditionen. Die Vermieter profitieren damit, dass sie die Fixkosten auf die Mieter aufteilen können. Die Mieter wiederum ersparen sich einen teuren Autokauf und zahlen nur die Kosten für die tatsächliche Nutzung.
Stationsungebundenes Carsharing
Ich nehme mir ein Auto, das ein anderer Nutzer zuvor irgendwo in meiner Nähe abgestellt hat und fahre damit zu meinem Zielort. Dort stelle ich es einfach ab und gebe es für den nächsten Nutzer frei. So kann man die Funktion beim flexiblen Carsharing zusammenfassen.
Flexibles – auch freefloating genanntes – Carsharing ist zugleich die bekannteste Variante beim Carsharing in Wien: Es gibt insgesamt zwei Anbieter, die dieses Businessmodell verwenden. Das von Daimler unterstützte Car2Go und das von BMW initiierte DriveNow. Der letztere Anbieter hat bereits rund 10 Elektroautos im Angebot.
Laut Studien wird bei dieser Variante die Hemmschwelle für die Nutzung von Carsharing herabgesetzt. Damit erleichtert diese Variante eine Veränderung der Mobilitätsgewohnheiten. Als Risiko wird jedoch eine „Kannabalisierung“ des Öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV) verortet. Studien zeigen, dass Fahrten mit dem ÖPNV durch Fahrten mit dem freefloating-Fahrzeug ersetzt werden.
Carsharing in Wien hat hohes Potenzial
Es gibt viele Möglichkeiten, um Carsharing in Wien zu nutzen. Das mit Abstand größte Potenzial für einen sauberen und reduzierten Individualverkehr bietet das stationsgebundene (klassische und private) Carsharing. Die Stadt Wien ist nun am Zug, um den Bewohnern nutzerfreundliche Systeme, gerade im Bereich stationsgebundenes Carsharing, zu ermöglichen.
Danke für den Artikel. Also ich finde Taxis und Co. können sich fest anschnallen. Carsharing wird immer beliebter in Wien. Allein mit caroo und Stadtauto gibt es jetzt wieder zwei neue Anbieter in Wien. Einzig und allein nach einer Party, wird man wohl eher ein Taxi oder ein Uber nehmen. Sonst liegen aber die Vorteile beim Carsharing auf der Hand.