Über E-Auto in Wien zu schreiben geht nur glaubhaft, wenn man die Technologie kennt und nutzt. Und so meldete ich mich letzte Woche beim Free-Floating-Carsharing der Firma DriveNow Austria GmbH an, die E-Autos in Wien anbieten.
E-Auto in Wien mit Carsharing-Anbieter
Die Wahl fiel bewusst auf DriveNow, da das Konkurrenz-Unternehmen car2go Österreich GmbH mit ihrer Flotte keine E-Autos in Wien zur Verfügung stellen. Die Tarife beider Anbieter sind in etwa gleich hoch (rund 0,35 €/min.) und so gab das Angebot an Elektromobilität den Ausschlag.
Nach der Anmeldung ging es auch schon los. Um 16:30h stieg ich in den BMW i3 am Abholort Johann-Strauß-Gasse 7 im vierten Wiener Gemeindebezirk. Mein Ziel war 8 km entfernt in der Winarskystraße 8 im 20ten Bezirk. Ich musste also quer durch Wien. Ein zähflüssiges Unterfangen beim einsetzenden Abendverkehr.
Nach einer rund halbstündigen Fahrt mit einigem Stau bei diversen Ampeln war ich am Zielort angekommen. Beeindruckt von der Technik und dem Fahrerlebnis mit dem E-Auto in Wien stellte ich den Wagen ab und wartete auf die Abrechnung per SMS für diese Fahrt.
Ich bezahlte 13,32 € für 36 Minuten E-Auto-Miete bei einer Strecke von 8 km und einem Tarif von 0,37€/Minute.
Fahrrad schneidet am besten ab
Naja, nicht billig, dachte ich mir. Doch dieses Gefühl wollte ich mit einer genauen Berechnung abklären. Ich überlegte mir, wie viel ich für die selbe Strecke mit anderen Verkehrsmitteln bezahlt und wie lange ich dafür gebraucht hätte.
Am nächsten Tag zur gleichen Zeit nahm ich mein alltägliches Verkehrsmittel, das Fahrrad, und fuhr von der exakten Abholstelle ab und kam am gleichen Punkt an, wie einen Tag zuvor mit dem E-Auto. Also wieder quer durch Wien.
Diesmal kam ich jedoch zügiger voran, da ich von der Friedensbrücke bis zur Urania am Donaukanal entlang fahren konnte. Das Ergebnis war verblüffend. Ich war in genau 28 Minuten am Ziel. Dieses eindeutige Ergebnis überraschte mich. Ich war also mit dem Fahrrad um einiges schneller. Doch damit nicht genug. Mich interessierten auch die Kosten für diese Fahrt.
Für 8 km kostete die 28-minütige Fahrt mit dem Fahrrad 0,32 €
Ich berechnete die Investkosten und die laufenden Kosten in einem Zeitraum von vier Jahren, da ich annehme, mir in vier Jahren wieder ein neues Fahrrad (vielleicht ein Pedelec) zu kaufen. Ich kam auf einen Betrag von 478 Euro bei 1461 Tagen (= 4 Jahre). Das entspricht 0,32 € für einen Tag. Also musste ich für die 8 km 0,32 € ausgeben. Das sind 13 Euro weniger als für die E-Free-Floating-Variante.
Privatauto in Wien zu teuer
Nun wollte ich noch wissen, wie viel mich die 8 km lange Strecke mit dem 22 Jahre alten privaten PKW, aus dem Familienbesitz, und den Öffentlichen Verkehrsmitteln (ÖPNV) kostet. Und natürlich wie lange ich für die Strecke brauchen würde. Der Vollständigkeit halber berechnete ich auch noch, wenn ich die Strecke zu Fuß zurücklegen würde. Das Ergebnis findet sich in den folgenden Diagrammen.
Betrachtet man nur die Kosten für die zurückgelegte Wegstrecke, so scheint die E-Carsharing-Variante als die teuerste und damit unrentabelste zu sein. Daher habe ich im zweiten Schritt die Gesamtkosten pro Verkehrsmittel im Jahr in einem zweiten Diagramm dargestellt. Hier kann man erkennen, dass die jährlichen Fixkosten für den Privat-PKW 849 € betragen. Die Berechnung basiert auf den Wegfall des Wertverlusts. Ich habe die Fixkostenaufstellung hier verlinkt. Für die Berechnung der Kosten der PKW-Wegstrecke wurden 6.000 km pro Jahr und ein Verbrauch von 10 Liter bei einem durchschnittlichen Dieselpreis von 1,1 € herangezogen.
Die 365€ Fixkosten für die Öffentlichen Verkehrsmitteln entstehen durch den Preis der Jahreskarte. Dadurch ergibt sich auch der sehr günstige Tagestarif von 1 €. Das E-Carsharing-Angebot wird dadurch wieder interessanter, da bis auf die einmalige Anmeldegebühr nur die rein verbrauchten Fahrminuten zu zahlen sind. Daher ist ein E-Auto in Wien auf das Jahr gesehen auch kostengünstig zu benutzen.
Der Vergleich im Überblick
- Zu Fuß bin ich am günstigsten unterwegs, wobei ich 96 Minuten für die Strecke benötigen würde. Diese Variante ist also nicht praxistauglich.
- Die beste Variante ist für mich das Fahrrad mit sehr geringen Kosten von 0,32 € für diese Strecke und der kürzesten Fahrtdauer von 28 Minuten.
- Bei Schlechtwetter bietet sich der Öffentliche Verkehr an. Für die Kosten von 1 € benötige ich mit 37 Minuten fast gleich lange, wie mit dem E-Auto. Ich habe jedoch auch jährliche Fixkosten von 365 €. Im Gegensatz zum Privatauto bleiben die Kosten aber konstant, auch wenn ich rund um die Uhr fahren würde.
- Habe ich etwas zu transportieren ist das E-Carsharing in Punkto Kosten und Emissionen besser geeignet als der private PKW. Zwar kostet das eigene Auto mit 2,01 € für die 8 km weniger als das E-Carsharing mit 13,32 €, jedoch hat das Privatauto einen hohen jährlichen Fixaufwand von errechneten 849 €. Für das E-Carsharing-System habe ich lediglich eine einmalige Anmeldegebühr von 29 € zu zahlen.
Ein E-Auto in Wien macht für meinen persönlichen Lebensstil Sinn, wenn ich sie über ein Carsharing-System anmiete. Für kürzere und mittlere Strecken eignet sich mein Rad am besten. Öffentliche Verkehrsmittel benutze ich aufgrund des guten Preis-Leistungs-Verhältnisses auch sehr gerne.
Was unterscheidet einen Rückstau von einem herkömmlichen Stau?
Lieber Gerald Kaufmann,
ein Rückstau ist laut Duden so definiert:
1. (Technik) Stau, durch den ein Zurückfließen bewirkt wird
2. Stau, durch den sich eine lange Schlange von Fahrzeugen bildet
In meinem Fall reicht jedoch auch die Bezeichnung Stau anstatt Rückstau. Also bereits angepasst.
Liebe Grüße
JH
Fixkosten ohne Anschaffungskosten zu vergleichen ist sehr fragwürdig.
Bei einem Anschaffungspreis von 25k€ Und einem Weiterverkaufspreis von 15k€ Innerhalb von 3 Jahren (bei E-Autos dürfte das noch drastischer ausfallen) schlagen hier etwa 5k€/J zu Buche, beim e-Bike sind es wohl eher 0,5k€ und beim ÖPNV oder Fuß sind keine zusätzlichen Investitionen abzuschreiben.
Die Statistik wird also noch wesentlich unbalancierter. Wenn man auch die Umweltkosten einberechnet (beide Autovarianten +15k€, Fahrrad +0,2k€, e-Bike +0,5k€ pro Jahr), dann wird das Ganze sehr teuer. – Nur leider haben wir die letzten Jahrzehnte damit verbracht uns das Privatfahrzeug als „Lebensmittel“ schönzureden und nehmen die echten Ästen nicht wahr, oder wälz en sie auf andere ab.