Emobilität.wien lud zum Exklusivinterview mit zwei Co-Foundern von Caroo Mobility, ein zukünftiger Anbieter von E-Carsharing in Wien. Der erste Teil des zweiteiligen Interviews beleuchtet wie die Vorarlberger zur Gründungsidee kamen, was der Name Caroo bedeutet, welche Kooperationen angestrebt werden und was die Kunden vom neuen E-Carsharing in Wien erwartet?

Emobilität.wien: Ihr plant mit eurem Start-up ein E-Carsharing in Wien. Wie seid ihr auf die Idee gekommen und woher stammt der Name Caroo?

Leroy Hofer: Nico, seine Schwester und ich haben Südafrika bereist und wir waren schockiert über die Verhältnisse beim Autoverkehr. Ich habe noch nie so verstopfte Städte gesehen, wie sie dort anzutreffen sind. Wir wollten uns schon länger selbstständig machen. Als uns die Idee mit dem Carsharing kam, haben wir das in Österreich weiter forciert.

Nico Prugger: Ich habe in Südafrika das Auslandssemester gemacht. Dort gibt es eine Wüste mit dem Namen Karoo. Wir haben das K durch ein C ersetzt und damit einen passenden und coolen Namen für unser Projekt.

Logo Caroo Mobility
Logo Caroo Mobility
Emobilität.wien: War für euch schon am Anfang klar, dass ihr ein flexibles E-Carsharing in Wien anbieten werdet?

Leroy Hofer: Zu Beginn war für uns ein P2P-Carsharing interessant, weil wir daran glauben, dass man Ressourcen teilen kann. Was uns dabei aber immer ein bisschen gestört hat, ist der Umweltschutz. CO2- und Feinstaubeinsparung kommt bei Autos mit Verbrennungsmotoren nicht zustande. Natürlich werden Ressourcen geschont, aber es war uns einfach noch ein bisschen zuwenig.

Nico Prugger: Als wir von der Förderaktion Elektromobilität gehört haben, war für uns klar, dass wir etwas Richtung elektrische Mobilität machen werden. Nach viel Brainstorming sind wir nun auf unser Konzept gekommen.

Emobilität.wien: Wie lange arbeitet ihr schon an eurer Business-Idee für ein E-Carsharing in Wien?

Nico Prugger: Wir befassen uns rund ein Jahr mit dem Thema Carsharing. Seit Ende des letzten Jahres, seit dem wir von der Förderaktion Elektromobilität erfuhren, befassen wir uns mit dem Business-Modell des E-Carsharings für Wien.

Leroy Hofer: Die Ideenfindung für das E-Carsharing-Konzept ist abgeschlossen. Mit der Planung sind wir auch schon durch. Als nächstes warten wir ab, wie viel unsere Crowdfunding-Kampagne auf der Plattform startnext.com einbringt. Je nachdem skalieren wir die Größe des Roll-out; also die Anzahl der Fahrzeuge mit denen wir starten werden.

Emobilität.wien: Ihr habt schon erwähnt, dass es sich bei eurem Business-Case um ein Freefloating-Modell handelt. Wie sieht euer E-Carsharing-Konzept für Wien nun konkret aus?

Leroy Hofer: Vom Grundgedanken her bieten wir ein Freefloating mit zwei Typen von Elektroautos an. Den Renault Zoe und den Renault Twizy. Was es dazu noch geben wird, sind sehr günstige Tagespreise von ungefähr 75 Euro für den kompletten Tag zur Miete. Wir wollen auch Stundenpakete anbieten, um die Vorzüge des stationären Carsharing ein bisschen miteinzubinden.

Renault Twizy von Caroo Mobility
Renault Twizy von Caroo Mobility

Ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber dem Mitbewerb wird sein, dass das wir verschiedene User-Klassen anbieten. Da können wir den Renault Twizy um rund 20 Cent pro Minute für Studenten unter 25-jährige hergeben. Damit wollen wir ein sehr breites Publikum ansprechen. Also vom 18-jährigen, der sich kein eigenes Auto leisten kann, bis zu umweltbewusste Personen über 60, die mit dem Renault Zoe Einkäufe bequem erledigen möchten. Damit bieten wir kein reines Freefloating-System und auch kein rein stationäres System an. Es liegt irgendwo dazwischen.

Nico Prugger: Wir sind zwischen Zipcar und DriveNow positioniert. Im Gegensatz zu den Mitbewerbern, versuchen wir die ersten zwanzig Minuten beim Parken gratis anzubieten, damit das Geschäftsgebiet künstlich vergrößert werden kann, um so Einkäufe in Möbelhäuser oder Ähnliches erledigen zu können.

Emobilität.wien: Ihr bietet zwei Fahrzeugtypen in der ersten Ausbaustufe an. Was sind die Ziele für die nächsten drei, vier Jahre?

Nico Prugger: Im Gegensatz zu Car2Go oder DriveNow haben wir keinen Mutterkonzern hinter uns. Wir sind ganz flexibel. Wenn neue günstige Elektrofahrzeuge auf den Markt kommen, können wir auswählen, was für unsere Kunden am besten ist. Wenn wir eine gute Kooperation mit Renault eingehen, dann könnten wir uns aber auch für mehrere Jahre binden. Aber in den nächsten drei, vier Jahren haben die großen Autohersteller neue gute Modelle in Planung. Da können wir dann versuchen von einem neuen Anbieter ein Auto dazuzunehmen, um ein noch größeres Zielpublikum anzusprechen.

Leroy Hofer: In Zahlen ausgedrückt wollen wir mit 50 Fahrzeugen, also 25 Renault Twizy und 25 Renault Zoe, starten. Das Startdatum wird im Herbst 2017 sein. Wir haben vor, zu Beginn des dritten Jahres die Fahrzeuge auf 100 Stück aufzustocken und im vierten Geschäftsjahr streben wir 150 Fahrzeuge an. Insgesamt muss man sagen, dass es noch ein bisschen von der Crowdfunding-Kampagne abhängt. Wenn wir mehr Geld erreichen, kann es auch sein, dass wir mit 75 Fahrzeugen starten.

Renault Zoe von Caroo Mobility
Renault Zoe von Caroo Mobility
Emobilität.wien: Wie groß ist das geplante Geschäftsgebiet?

Nico Prugger: Um das Netz der Fahrzeugflotte halbwegs dicht halten zu können, starten wir mit den inneren Bezirken. In den inneren Bezirken rentiert es sich mehr als in den Außenbezirken. Da wo die öffentlichen Ladestationen in Wien installiert werden – wie jetzt für den Sommer 2017 im zweiten und sechzehnten Bezirk geplant – dorthin richten wir uns dann weiter aus.

Leroy Hofer: Wir haben uns bei der Planung des Geschäftsgebiets auf die Zahlen der Stadt Wien berufen. Die haben eine Studie bezüglich Carsharing gemacht. Das Ergebnis war, dass die meisten Carsharing-Fahrten in den inneren Bezirken stattfinden. Daher fokussieren wir uns auch auf die inneren Bezirke. Um das selbe Gebiet wie Car2Go abzudecken, bräuchte man wohl 300 bis 400 Fahrzeuge. Wir versuchen ein dichtes kundenfreundliches Gebiet aufzubauen.

Emobilität.wien: Euer Alleinstellungsmerkmal ist die Elektromobilität. Wie seht ihr die Ladeinfrastruktur für E-Carsharing in Wien, wo wird man laden können, welchen Vertrag habt ihr vorgesehen?

Nico Prugger: Zu Beginn werden wir die Autos selber laden. Es wird den Kunden auch angeboten, dass sie das Auto an den Ladepunkten anschließen können und dafür 15 bis 20 Freiminuten bekommen. Ein öffentliches Ladenetz würde die Logistik der Ladevorgänge erleichtern. Zum Start würden wir gerne eine Kooperation mit Wipark eingehen, die bereits rund 150 bis 200 Ladepunkte in ihren Garagen installiert haben. Wir könnten auch bei Smatrics laden, wo das Preisniveau jedoch noch ein bisschen höher ist. Um aber weiter zu wachsen, wäre es schön, wenn das öffentliche Netz überall in der Stadt ausgebaut wird.

Leroy Hofer: Direkt abhängig sind wir nicht vom öffentlichen Ladenetz. Für die erste Finanzplanung haben wir mit relativ teuren externen Ladestellenbetreibern gerechnet. Wir haben eigentlich das ganze Konzept so durchgerechnet und es würde sich auch so rentieren. Je besser das öffentliche Ladenetz ist, umso günstiger können wir natürlich werden. Das wäre für uns ein extremes Zuckerl.

Emobilität.wien: Wenn das öffentliche Netz nicht in Gang kommt, habt ihr dann auch vor, ein eigenes Ladestellennetz zu betreiben?

Leroy Hofer: Wenn wir wachsen würden und die öffentliche Hand ist nicht so schnell mit dem Ausbau, dann müssten wir auf Smatrics ausweichen, falls es mit Wipark nicht klappen sollte. Bei Wipark ist es aber immer möglich das Auto zu laden. Der Preis ist natürlich höher, da man den Parkplatz und den Ladevorgang bezahlt. Für uns ist das jedoch ist ein bisschen suboptimal, da wir sowieso schon die Parkpauschale für die kompletten Bezirke in Wien bezahlen; inklusive der Kurzparkzonenaufhebung. Da würden wir quasi doppelt bei einem Parkplatz zahlen.

Nico Prugger: Eine zusätzliche Idee ist, dass wir mit Hotels zusammenarbeiten wollen und dort unsere eigene Wallbox-Ladesäule errichten. Dort könnten wir unsere E-Autos laden und die Hotelbesucher unsere E-Autos vergünstigt nützen. Wir könnten auch einen zweiten zusätzlichen Ladepunkt für das Hotel bauen, damit die Gäste, die mit einem E-Auto kommen, ihre Fahrzeuge laden können. Da haben wir die ersten Hotels bereits kontaktiert. In Zukunft wäre es schön, wenn man ein kleines eigenes Ladenetz hätten, ohne dass wir von anderen Betreibern komplett abhängig sind.

Emobilität.wien: Es gibt noch keine öffentlichen Ladestationen in Wien. Die meisten befinden sich in halböffentlichen Bereichen. Ist die bestehende Anzahl für euer Geschäftsmodell ausreichend?

Leroy Hofer: 50 Fahrzeuge könnte man mit dem bestehenden Netz gut laden. Für 200 Fahrzeuge ist das Ladenetz jedoch noch viel zu klein. Es wird aber in den nächsten Jahren ausgebaut und wir werden uns an die Infrastruktur anpassen.

Die Co-Founder Caroo Mobility
Die Co-Founder Caroo Mobility

Zu Caroo Mobiliy
Die vier Gründer von Caroo Mobility haben gemeinsamene Vorarlberger Wurzeln. Sie leben bereits einige Zeit in Wien und sind vertraut mit dem öffentlichen Systemen und der Infrastruktur. Ihr Anspruch ist eine nachhaltige Mobilität der Zukunft für Wien mitzugestalten. Dazu bieten sie ab Herbst 2017 E-Carsharing in Wien für verschiedene User-Gruppen an. Für die erste Ausbaustufe sind rund 50 Elektro-Fahrzeuge geplant.

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